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Am Kilimanjaro und Meru in Tansania ist die Erinnerung an den Widerstand gegen die deutsche Kolonialherrschaft (1885–1918) noch lebendig. Doch viele Zeugen und Zeugnisse dieser gewaltvollen Zeit werden vermisst: sie lagern in den Depots deutscher Museen. Im Jahr 1900 ließen Kolonialoffiziere Anführer der lokalen Communities öffentlich erhängen und schickten Teile ihrer Körper für rassistische Forschung ans Berliner Völkerkundemuseum. Auch persönliche Gegenstände gelangten auf diese Weise nach Deutschland: Insignien der Macht, Waffen und Schmuck.

Seit mehr als 50 Jahren fordern Angehörige die Rückkehr ihrer verschleppten Vorfahren. Doch wie können sie diese ausfindig machen? Was bedeuten die vor einem Jahrhundert geraubten Kulturgüter heute für sie? Welche Schritte erwarten die Nachfahren von Deutschland?

2022 reiste MAREJESHO (Swahili für Rückkehr, Restitution) als mobile Recherche-Ausstellung in sechs Dörfer am Kilimanjaro und Meru, um Wissen auszutauschen und die Lücke zwischen deutschen Museen und den Communities zu schließen. Die Ausstellung zeigte Bilder von aus der Region entwendeten Kulturgütern sowie historische Fotos und informierte über Sammlungen von Ancestral Remains (menschlichen Gebeinen). Tansanische Künstler*innen begleiteten MAREJESHO mit Live-Zeichnungen, Filmschaffende dokumentierten mündliche Überlieferungen aus den Dörfern. Durch das Projekt konnten schließlich die Gebeine einiger vermisster Ahnen in Berlin und New York identifiziert werden.
Im TA T stellt MAREJESHO das Wissen, die Fragen und die Erwartungen der Communities am Kilimanjaro und Meru in den Mittelpunkt. Die in Tansania entstandenen Filme und Kunstwerke zeigen die Notwendigkeit von Repatriierung und Restitution, aber auch den Reichtum mündlicher Überlieferungen und die Komplexität (post-)kolonialer Beziehungen damals wie heute.

Die Wanderausstellung „MAREJESHO“ stellt eine Neubewertung des Museums imperialer Prägung dar: eine transkontinentale Zusammenarbeit, bei der Gemeinschaften einen Blick auf die Objekte ihrer Vorfahren werfen können, zu denen sie nicht reisen können, um sie in deutschen Einrichtungen zu sehen.

The Dial – Issue 3 – Reparation (unsere Übersetzung)

Impressum

MAREJESHO ist eine Flinn Works Produktion mit Berlin Postkolonial und Old Moshi Cultural Tourism Enterprise in Kooperation mit bafico und APC in Zusammenarbeit mit dem Ethnologischen Museum Berlin, dem Zentralarchiv der Staatlichen Museen zu Berlin, den Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen, dem Linden Museum Stuttgart und dem TA T / Humboldt-Universität zu Berlin. Gefördert im Fonds TURN2 der Kulturstiftung des Bundes. Gefördert durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Weitere Förderung durch between bridges.
Konzept, Recherche, Kuration: Konradin Kunze, Sarita Lydia Mamseri, Mnyaka Sururu Mboro, Gabriel Mzei Orio
Künstler: Amani Abeid, Cloud Chatanda, Masana
Film: Malik Saidi Msambaa, Chrispina Chrispin Nazael, bafico
Assistenz: Alice Harrison
Management: Marit Buchmeier, Lisanne Grotz (xplusdrei Produktionsbüro), Gabriel Mzei Orio
Übersetzung: Mnyaka Sururu Mboro, Neema Kasabo