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Virtuelle Naturordnung zwischen Kunst und Wissenschaft: Gibt es eine natürliche “Ordnung der Dinge?” Der Mensch hat zur Beantwortung dieser Frage verschiedenste visuelle Systeme erschaffen, die Orientierung und Sicherheit versprechen. Die Virtual Reality Installation Theatrum Radix der Künstlerin Marlene Bart ermutigt zur Prüfung dieser Sicherheit im Zusammenhang mit den Grenzen der visuellen und räumlichen Wahrnehmung.

Bart verwandelt den Hörsaal des historischen Anatomietheaters in eine begehbare Enzyklopädie, die von der Künstlerin geschaffene Objekte aus Glas und Kunststoff, naturkundliche Sammlungsgegenstände und ihre virtuellen Entsprechungen miteinander vereint.
Einen wesentlichen Bezugspunkt bilden die gezeigten historischen Objekte und deren Digitalisate, bei denen es sich um Scans aus dem CT- Labor des Museums für Naturkunde und der Mediasphere For Nature handelt. Sie werden durch die Virtual Reality-Animation narrativ erweitert und künstlerisch miteinander verknüpft. Einerseits kann durch diese Form der Intervention die Tribünenarchitektur des Theaters erkundet werden, andererseits erlaubt es den Besucher:innen, in eine neuartige und surreale Welt und Naturordnung einzutauchen.

Die Virtual-Reality Animation kann immer Dienstag bis Samstag zwischen 16 – 18 Uhr über VR-Headsets betreut angeschaut werden.

Durch die damit verbundenen Perspektivwechsel wird die Linearität des enzyklopädischen Buches und die streng gegliederte Theaterarchitektur aufgelöst. Bart kreiert zugleich eine neue Architektur des Wissens, in der die Rangordnung und Metaphern der Welt umgedacht werden. Infolgedessen kann das hierarchische Konzept frühmoderner bis moderner biologischer Ordnungssysteme mit dem Menschen an der Spitze der „Schöpfung“ neu reflektiert werden.
Bart zielt auf das Infragestellen anthropozentrischer Denkweisen ab, um neue Wissensmodelle zu erzeugen. Darunter sind Systeme zu verstehen, die es uns ermöglichen können, Herausforderungen wie dem Rückgang der Biodiversität gesamtgesellschaftlich zu begegnen. Ferner schafft Barts alternativer Zugang zu den Objekten den Anreiz, kritische Fragen nach ihrer kolonialen Herkunft, Haltbarmachung und Präsentation zu formulieren. Die Kooperation von Tieranatomischen Theater und dem Museum für Naturkunde Berlin, das aktuell umfangreiche Digitalisierungsprojekte durchführt, um seine gesamte Sammlung digital zu erschließen, fördert den Dialog zwischen Kunst und Naturkunde.

Künstlerische Leitung: Marlene Bart
Kurator: Felix Sattler (Tieranatomisches Theater)
Co-kuration: Katharina Otto (Bauhaus-Universität Weimar)
Projektmanagement: Antonia Willisch (Tieranatomisches Theater)
Leihgebende Institution: Museum für Naturkunde Berlin
Partner: Ikonospace (Gründer Joris Demnard und 3D Designer Manuel Farre), Daniel Benyamin (Komponist), INVR.SPACE GmbH, Museum für Naturkunde Berlin und die Mediasphere For Nature