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Open Call: anatomia publica – Offene Bühne für wissenschaftliche, ästhetische und soziale Forschungspraktiken

September – Dezember 2025
TA T – Tieranatomisches Theater, Zentrum für Kulturtechnik, Humboldt Universität zu Berlin
Bewerbungsschluss: 20. Juli 2025

Das neue Vermittlungsprogramm von TA T lädt Berliner Einzelpersonen, Kollektive und Wissensgemeinschaften ein, sich mit Projekten in der Forschungsphase zu bewerben. Das Programm fördert interdisziplinäre Dialoge und Kooperationen zwischen wissenschaftlichen, künstlerischen und sozialen Forschungspraktiken (mit und über unser akademisches Umfeld hinaus).

Durch das Teilen des Forschungsprozesses im Kontext historischer Sezierung eröffnet das Programm neue Möglichkeiten für das zukünftige öffentliche Engagement mit Forschung und Wissensproduktion. Indem die Grenzen zwischen Produktions- und Präsentationszeit verwischt werden, denkt anatomia publica darüber nach, wie Wissen in öffentlichen Räumen im Moment seines Entstehens geteilt, kritisiert und transformiert werden kann.

#Fokusgruppe #Residency #Inkubator

BEWERBUNGSPROFIL/E

Wir suchen Bewerber*innen mit interdisziplinären Forschungspraxen:

Forscher*innen aus Naturwissenschaften, Sozialwissenschaften und Geisteswissenschaften
Künstler*innen, Kurator*innen, Wissensproduzent*innen, die wissenschaftlichen und sozialen Themen interdisziplinär bearbeiten
Zivilgesellschaftliche Initiativen, die wissenschaftliche und kreative Sphären miteinander verbinden
Aktivist*innen, die Forschung und Wissen für soziale, politische oder ökologische Veränderungen nutzen

PROGRAMMKALENDER

Das Programm läuft von September bis Dezember 2025. Teilnehmer*innen wählen einen zweimonatigen Zeitraum innerhalb dieses Zeitraums für ihren Forschungsaufenthalt. Die 7 Termine werden ungefähr 1 Mal pro Woche während des zweimonatigen Aufenthalts geplant, um konstantes Feedback, Networking-Möglichkeiten und Begleitung während des gesamten Programms zu gewährleisten.
Bitte wähle deinen bevorzugten zweimonatigen Zeitraum:

September – Oktober

Oktober – November

November – Dezember

PROGRAMMUNTERSTÜTZUNG

Teilnehmer*innen erhalten Zugang zu einer Vielzahl von Ressourcen und Unterstützungsangeboten, darunter:

Räume für Besprechungen: Jede*r Teilnehmer*in erhält für die Dauer ihres/seines zweimonatigen Forschungsaufenthalts Zugang zu einem Raum im TA T. . Wir teilen unsere Räumlichkeiten für Besprechungen und Wissensaustausch. Grundlegende technische Ausstattung (Monitor, Beamer, Lautsprecher) wird zur Verfügung gestellt. Die Nutzung muss den „Pflegeanweisungen“ entsprechen, da unser Gebäude denkmalgeschützt ist (Link PDF).

Geteilte Infrastruktur: Zugang zu den Ausstellungs- und Aufführungsräumen von TA T, die Forschungs- und öffentlich zugängliche Projekte unterstützen. Eine Gemeinschaftsküche steht zur Verfügung, die mit allen Forscherinnen, inherit. heritage in transformation Fellows und dem TA T-Team geteilt wird.

Forschungshonorar: 2.000,00€. Wird nach Abschluss des Programms ausgezahlt.

Wissensaustausch: 1 Wissensaustauschsitzung mit einem Mitglied der Humboldt Forschungscommunity bzw. einer Person aus einer der Universitätskollektionen zu verbinden, die ein gemeinsames Forschungsinteresse teilen. Wenn die Teilnehmer*in an der Humboldt-Universität angestellt ist, wird das Honorar dazu verwendet, eine Zusammenarbeit mit einer*n Praktiker*in, Kollektiv oder Forschungscommunity aus dem kreativen oder zivilgesellschaftlich engagierten Bereich zu subventionieren, um denselben dynamischen Wissensaustausch über wechselseitige Forschungsinteressen zu fördern

Beratung und Mentoring: 4 Beratungssitzungen mit dem TA T-Team zu Forschungsmethoden, Produktion und öffentlicher Vermittlung.

Öffentliche Veranstaltungsproduktion: Produktionsunterstützung für die Organisation 1 gemeinsam konzipierten öffentlichen Begegnung / Veranstaltung mit dem TA T-Team. Diese 1 Veranstaltung wird die TA T-Räume aktivieren und Ihre Forschung einer breiteren Öffentlichkeit präsentieren.

Verbreitung und Öffentlichkeitsarbeit: Das TA T-Team unterstützt bei der Kommunikation, Öffentlichkeitsarbeit und Verbreitung Ihrer Veranstaltung und integriert diese in unseren institutionellen Kalender, einschließlich Veranstaltungen wie der Berlin Art Week und der Berlin Science Week.

Möglichkeit zur Mitfinanzierung & Co-Produktionsmittel: Möglichkeit, die institutionelle Verbindung zu TA T für die Beschaffung zusätzlicher Finanzmittel oder Sponsoren zu nutzen. Ein Unterstützungsbrief kann für Antragsprozesse ausgestellt werden.

Engagement

Aktive Teilnahme an den 7 geplanten Terminen, die etwa 1 Mal pro Woche während des zweimonatigen Aufenthalts stattfinden.

Zuhör- und Feedbackkreis für die Forschungscommunity in Berlin

Zwischen September und Dezember 2025 organisiert anatomia publica einen Listening & Feedback Circle Parallelprogramm, der eine künstlerische Methode einführt, die für transdisziplinäre Forschungscommunities entwickelt wurde, um zu „hören, wie wir hören“. Der Kreis wird von dem Künstlerin, Forscherin und radikalen Pädagogin Siegmar Zacharias moderiert und steht den Teilnehmer*innen sowie sieben weiteren Berliner Forschungsagenten offen. Der Kreis ist in drei Sitzungen strukturiert und konzentriert sich darauf, konstruktive Kritik als Kulturtechnik zu praktizieren, wobei Fürsorge im Mittelpunkt steht und erforscht wird, wie Feedback als Community-Dienst angeboten werden kann.

Engagement mit der Geschichte der Institution und Wissensverortung

(Kontext als Methode)

anatomia publica ist ein Vermittlungsprogramm, kuratiert von TA T - Tieranatomisches Theater, einer Forschungseinrichtung des Zentrums für Kulturtechnik an der Humboldt Universität zu Berlin, das sich auf die Produktion, Vermittlung und Verarbeitung von Wissen konzentriert.

Der neue programmschwerpunkt von anatomia publica tritt in einen ortsspezifischen Dialog mit der konstruktiven Imagination des historischen Gebäudes, das unsere Institution beherbergt: eine „Wissensarchitektur“ (Wissenstheater), die die Grenzen zwischen Performance und Alltagsleben verschwimmen lässt. Im Zentrum des Gebäudes befand sich ein Aufzug, der vom Vorbereitungsraum zum Anatomietheater führte und eine spektakuläre Inszenierung der Anatomievorlesung ermöglichte. Unterstützt von einer räumlichen Anordnung, die Perspektive, Rahmung und Blick hervorhebt, wurde dieses ehemalige Akademiegebäude für die Veterinärmedizin und heutige Denkmal für eine hybride Gemeinschaft aus Zuschauer*innen und Praktiker*innen entworfen.

Anatomische Theater sind Wissensräume, und mit unserem Programm richten wir uns an eine breitere medizinische und kulturelle Praxis rund um anatomische Ereignisse mit der doppelten Funktion einer Vorlesung und eines theatralisch inszenierten, ritualisierten Aktes. In diesen Räumen fanden Anatomen einen Platz, um vor allem Überblicksveranstaltungen für ein großes Publikum abzuhalten und die Anatomie des menschlichen Körpers in seiner Gesamtheit zu demonstrieren. In einigen Fällen wurde der Fokus auf den performativen Aspekt von anatomia publica gelegt, der als „soziales Ereignis“ und „anatomisches Spektakel“ interpretiert wurde.

Die Vielfalt der Zielgruppen dieser Veranstaltungen wird durch die zahlreichen Einladungen an ein breites Publikum belegt, darunter Ärzte und Chirurgen, aber auch Maler, Bildhauer, Metzger, Schneider und Schneiderinnen oder einfach „alle Liebhaber der Anatomie“. Diese Einladungen (damals auf Latein) gaben der anatomischen Sezierung eine höhere kulturelle und ethische Bedeutung und lieferten eine starke Rechtfertigung für anatomia publica.

In diesem Kontext bezieht sich unsere neu ausgerichtete Einladung an „alle Liebhaber der Forschung“ auf die (fragilen) Lücken zwischen Produktionszeit und Präsentationszeit und versteht diese als fruchtbaren Boden, um Wissensströme zu entfalten, Inspiration zu kanalisieren und das Potenzial für affektiven Austausch sowie die gemeinsame Nutzung von Materialien zwischen wissenschaftlichen und kreativen Wissenspraktiken zu erkunden.

Im Einklang mit der Tradition des Anatomischen Theaters wird sich anatomia publica auf die Sezierung von Wissen konzentrieren – darauf, wie Forschung produziert, gerahmt und präsentiert wird.

anatomia publica ist nicht ledilich eine Präsentationsplattform für abgeschlossene Werke, sondern ein Raum, um mit dem Akt und der Performativität von Wissen selbst zu experimentieren.

Kuratorische Ausrichtung & Vision

anatomia publica stützt sich auf verschiedene konzeptionelle Rahmen, die ihre kuratorische Ausrichtung und Vision prägen. Das Programm beschäftigt sich mit der Idee des Kuratierens als Environmentalism, bei dem der Kurator als Fürsorger fungiert und kollaborative Räume für den Wissensaustausch schafft, die die Grenzen zwischen Produktion und Performance verschwimmen lassen. Es stellt die traditionellen Rollen des Kurators infrage und betont einen offenen und dynamischen Prozess, der kollektive Teilnahme einlädt. Zudem ist das Programm inspiriert von Irit Rogoffs Arbeit zur Deterritorialisierung von Wissen, die den Abbau starrer akademischer Strukturen zugunsten von spekulativem, experimentellem Denken befürwortet, das sich mit drängenden zeitgenössischen Themen auseinandersetzt. Dies steht im Einklang mit der Idee, die Akademie zurückzusetzen, Räume zu schaffen, in denen Wissen außerhalb von vordefinierten Beschränkungen entstehen kann. Gleichzeitig bezieht sich anatomia publica auf den Begriff des Kuratorischen Aktivismus, bei dem die ethische Verantwortung des Kurators darin besteht, Hierarchien zu durchbrechen, marginalisierte Stimmen zu stärken und Multi-Vokalität innerhalb von Institutionen zu fördern. Schließlich umfasst das Programm den Begriff der Forschungsgemeinschaften, wobei der Schwerpunkt auf interdisziplinärer Zusammenarbeit und gemeinsamen Denkweisen liegt, in denen Wissen durch kollektive Forschung hervorgebracht wird und kuratorische Arbeit als Methode der konstruktiven kulturellen Kritik dient. Diese miteinander verbundenen Ideen zielen darauf ab, einen Raum zu schaffen, in dem Wissen ständig neu definiert, seziert und über Grenzen hinweg ausgetauscht wird, neue Perspektiven einlädt und eine Community of Practice (CoP) jenseits traditioneller akademischer Strukturen fördert.

Referenzen
• Ed. Shelley Ruth Buttler & Erica Lehrer (2016): Curatorial Dreams: Critics Imagine Exhibitions. McGuill-Queen’s University Press

• Annie Coombes: Engaging histories, Envisaging Futures. Vortrag während des Symposiums Exhibiting difficult histories - Humboldt Forum, Berlin 19.04.2024

• Julie Ellison (2013) ‘The New Public Humanists” Cambridge University Press, Vol. 128, No. 2 (March 2013)

• ed. Michael E. Gorman (2010): Trading Zones and Interactional Expertise: Creating New Kinds of Collaboration. MIT Press

• Bell Hooks: “Talking Back.” Discourse 8 (1986): 123–28. http://www.jstor.org/stable/44000276

• Maura Reilly (2018): Curatorial Activism, towards an ethics of curating. Thames & Hudson

• Gayatri Chakravorty Spivak: “Righting wrongs”. In Aakash Singh & Silika Mohapatra, Indian political thought: a reader. New York: Routledge (2010)

Konzept & Kuratierung: Paz Ponce

Dieses Programm wird unterstützt durch das TA T Team
Felix Sattler: Chefkurator
Paz Ponce: Kuratorin für Vermittlungs & Outreach
Lilli Ebert: Projektkoordinatorin
Caspar Pichner: Leitung Produktion & Szenografie
Fanny Welz: Produktionsassistenz
Frederike Nolte: Assistenz Kommunikation

In Zusammenarbeit mit Siegmar Zacharias
(Moderatorin Listening & Feedback Circle Parallelprogramm)

Kontakt

Paz Ponce (sie/ihr)
Kuratorin für Vermittlung & Outreach
Tel: +49 30 2093 12863 (Mo, Mi, Fr; 11:00 - 17:30 Uhr)
E-Mail: paz.ponce@hu-berlin.de

Lilli Ebert (sie/ihr)
Projektkoordination
Tel: +49 30 2093 12865
E-Mail: lilli.maxine.ebert@hu-berlin.de

TA T - Tieranatomisches Theater
Zentrum für Kulturtechnik – Humboldt Universität zu Berlin
Büro: Gerlachbau/Haus 3, Philippstraße 13, 10115 Berlin