Feuchtgebiete entstehen dort, wo Wasser auf Land trifft. Aktivist*innen zeichnen die Rufe gefährdeter Zugvögel im Wattenmeer auf, Menschen tanzen barfuß in Feuchtgebieten, Bodenkundler*innen stecken ihre Werkzeuge in den Torf, Landwirt*innen entwässern Moore für die Landwirtschaft, Künstler*innen tauchen ihre Hände in Sümpfe.
Muddy Measures: When Wetlands and Heritage Converse untersucht, wie Auffassungen von Kultur- und Naturerbe (heritage) unser Verständnis von Feuchtgebieten beeinflussen, und umgekehrt, wie Feuchtgebiete unsere Vorstellungen von heritage prägen.
In Feuchtgebieten treffen unterschiedliche Interessen und Formen von Wissen aufeinander. Messungen sind sowohl für das Natur- und Kulturerbe (heritage) als auch für Feuchtgebiete von zentraler Bedeutung – sei es, wenn Dingen Wert zugeschrieben wird, Lebewesen als gefährdete Arten definiert werden, oder um spezifische Naturschutzmaßnahmen zu rechtfertigen. Muddy Measures: When Wetlands and Heritage Converse setzt sich mit der Beziehung zwischen Feuchtgebieten und heritage auseinander. Die Ausstellung betrachtet wie verschiedene Bodenschichten Erinnerungen bewahren, die Gegenwart aktivieren und mögliche Zukünfte gestalten.
Der Ausdruck Muddy Measures („trübe Messungen“) ist in sich widersprüchlich. Messungen zielen darauf ab, etwas verständlich und vergleichbar zu machen, oft zu Forschungszwecken, aber auch zur Ausbeutung oder Kontrolle. Der Begriff „trüb“ hingegen evoziert Undurchsichtigkeit und Mehrdeutigkeit. Die Verbindung der beiden Begriffe hilft uns, die Paradoxe zu untersuchen, die durch eindimensionale Sichtweisen auf diese besonderen Ökosysteme entstehen. Sie regt dazu an, die unterschiedlichen Beziehungen zu Feuchtgebieten im Laufe der Zeit zu betrachten und zu diskutieren, wie Messmethoden für verschiedene Zwecke eingesetzt werden. Diese Paradoxe und Fragen finden Resonanz in drei spezifischen Fallstudien – in Berlin-Brandenburg, Patagonien und an der Westküste Koreas – sowie im Begleitprogramm und den monatlich wechselnden Ausstellungsbeiträgen, die in Berlin ansässigen Forschungsprojekten gewidmet sind.
Muddy Measures ist ein kollaboratives Projekt initiiert von inherit.heritage in transformation und entwickelt im Austausch mit Forscher*innen, Künstler*innen, Kurator*innen und Umweltaktivist*innen über verschiedene Zeiten und Regionen hinweg. Neben der Ausstellung mit Begleitprogramm umfasst das Projekt internationale Online-Workshops, ein forschungsbasiertes Seminar
Mit Beiträgen von: Anahí Herrera Cano (CONICET-UBA), Ayelen Fiori (Universidad Nacional de la Patagonia San Juan Bosco), Charlett Wenig (Max Planck Institute of Colloids and Interfaces), Daniel Hengst, Dongpil Oh, Heejung Jung, Seongsil Lee and Seungjun Oh (Saemangeum Citizen Ecological Investigation Group), Doohee Oh (Peace Wind), Eugenia Tomasini, Clara Tomasini and Milagros Córdova (Centro MATERIA IIAC-UNTREF), Yun Hwang, Iva Rešetar (Matters of Activity), Juana del Carmen Aigo (INIBIOMA-CONICET), Jutta Zeitz (Humboldt-Universität zu Berlin – HU), Laurentiu Constantin (HU), Léa Perraudin (Matters of Activity), Lucia Braemer (HU), Lucy Norris (Weißensee Kunsthochschule Berlin), Magdalena Buchczyk (HU), Moorarchiv (Humboldt-Universität zu Berlin), Paula Vogt (University of Potsdam), Rosa Blens (HU), Saemangeum Citizen Ecological Investigation Group, Teresa Pereda.
Ort
TA T, 1. Obergeschoss, R.102 und R.111


Bildnachweise
Banner oben: Teresa Pereda Working on Land Prints Series. ©Teresa PeredaBild unten: Laurentiu Constantin measuring a soil core sample in Bieselfließ, Germany, 2024