September highlight:
Kulturerbe im Fokus
Das Tieranatomische Theater ist mehr als ein Denkmal – es ist ein Stück lebendiger Erinnerung, das hier bewahrt und zugleich weiterschrieben wird.
Als ältestes erhaltenes akademisches Gebäude Berlins trägt es ein einzigartiges Erbe der Wissensarchitektur in sich und öffnet zugleich Räume für neue Perspektiven.
Im September rückt das Tieranatomische Theater das gemeinsame Kulturerbe in den Mittelpunkt und präsentiert ein Programm, das Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verbindet.
Am Tag des offenen Denkmals (Samstag, 13.09.25) lädt der Architekt Dr. Jens-Oliver Kempf zu einem besonderen Spaziergang ein: vom frisch sanierten St. Hedwigsdom – der ersten katholischen Kirche nach der Reformation – über Schinkels visionäres Altes Museum bis hin zum einzigartigen Tieranatomischen Theater, einem herausragenden Zeugnis aufgeklärter Wissensarchitektur. Verbunden sind diese drei Kuppelbauten durch ein gemeinsames antikes Vorbild in Rom. Der Rundgang macht die Berliner Pantheonrezeption anschaulich und wird von einer Ausstellung begleitet.
Doch Erbe ist nicht nur gebaut: Es besteht auch aus Erinnerungen, Gemeinschaften und Geschichten. Mit Community Macht Archiv lädt die Künstlerin Juana Awad, Fellow bei inherit. heritage in transformation (Käte Hamburger Kolleg an der Humboldt-Universität zu Berlin), von Donnerstag, 11. bis Samstag, 13. September 2025 dazu ein, Spuren der Werkstatt der Kulturen gemeinsam zu sichten und neu zu verorten.
Und schließlich erleben wir, wie kulturelles Erbe in der Gegenwart weiterklingt: Die iranische Komponistin und Tar-Virtuosin Elshan Ghasimi verbindet in der Premiere ihres Liederzyklus Tasneef (Freitag, 12. September 2025) klassische und zeitgenössische persische Lieder und Texte, die von ihr zu einem Jahrhunderte überspannenden Amalgam verschmolzen werden.
So verweben sich im Tieranatomischen Theater drei Perspektiven: die Geschichte der Stadt, das Erinnern von Communities und die lebendige Weitergabe von Musik und Kultur. Ob Denkmalfreund*in, Forscher*in, Künstler*in oder einfach neugierig – in dieser Woche ist für alle etwas dabei.
Tag des offenen Denkmals · Kulturspaziergänge mit Dr. Jens-Oliver Kempf

Foto einer Porzellanschale mit dem Motiv der Kuppelausmalung des Tieranatomischen Theaters. @Jens Kempf, Kathrin Schleicher
Der Höhepunkt der Septemberwoche ist das Programm zum Tag des offenen Denkmals, der seit 1993 bundesweit im Rahmen der European Heritage Days stattfindet. Am Samstag, 13. September 2025 lädt der Architekt Dr. Jens-Oliver Kempf zu besonderen Stadtspaziergängen ein: vom frisch sanierten St. Hedwigsdom über Schinkels visionäres Altes Museum bis hin zum Tieranatomischen Theater, einem herausragenden Zeugnis aufgeklärter Wissensarchitektur.
Drei Kuppelbauten, die durch das antike Vorbild des Pantheon in Rom verbunden sind, machen so die Berliner Pantheonrezeption anschaulich. Der Rundgang wird von einer Ausstellung begleitet.
Das Tieranatomische Theater ist selbst ein denkmalgeschütztes Gebäude, das dank der Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in den letzten Jahren wichtige Restaurierungen erfahren konnte – zuletzt an seiner Fassade. Am Tag des offenen Denkmals wird das Ortskuratorium Berlin der Stiftung mit einem Informationsstand im Haus präsent sein und über seine Arbeit berichten.
Spaziergänge
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Termine: Samstag, 13. September 2025, 10:00 und 14:00 Uhr
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Treffpunkt: St. Hedwigs-Kathedrale, Bebelplatz
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Sprache: Deutsch
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Das Tieranatomische Theater ist am 13. September von 11:00–18:00 Uhr geöffnet.
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Lektüretipp
Jens-Oliver Kempf ist Autor der Monographie Die königliche Tierarzneischule in Berlin von Carl Gotthard Langhans. Eine baugeschichtliche Gebäudemonographie (Gebr. Mann Verlag 2008). Das Buch ist in großen Bibliotheken verfügbar und antiquarisch im Buchhandel erhältlich.
Community macht Archiv · Juana Awad

Abb: Juana Awad mit Studierenden ihres Seminars Archiving Werkstatt der Kulturen: (Post)Migrant Histories in Berlin Arts, im Rahmen des Programms Teaching and Learning with Society (HU Berlin). Die 31 Teilnehmer*innen bearbeiteten 130 Archivboxen der WdK © TA T 2025
Vom 11. bis 13. September 2025 lädt die Künstlerin Juana Awad, Fellow bei inherit. heritage in transformation (Käte Hamburger Kolleg an der Humboldt-Universität zu Berlin), zu offenen Archivsitzungen im Tieranatomischen Theater ein.
Community Macht Archiv ist als fortlaufender Prozess angelegt, der bereits im Juli 2025 begann und nun im September fortgesetzt wird. Im Zentrum stehen die Materialien der Werkstatt der Kulturen (WdK) – insgesamt 187 Kisten, die nach der Schließung der Institution im Jahr 2019 übrigblieben. Im Rahmen des Seminars Archiving Werkstatt der Kulturen: (Post)Migrant Histories in Berlin Arts im Programm Lernen und Lehren mit der Gesellschaft haben 31 Studierende bereits über 130 Kisten gesichtet, katalogisiert und thematisch untersucht.
Für Awad ist diese Arbeit mehr als ein technischer Archivierungsprozess. Sie versteht ihn als künstlerische Forschung, die grundlegende Fragen von Erinnerung, Repräsentation und Zugehörigkeit stellt:
Welche Geschichten lassen sich aus den Dokumenten rekonstruieren – und welche bleiben unsichtbar? Wer darf erinnern, wer darf repräsentieren? Was geschieht mit den Stimmen der Communities, wenn ein Archiv institutionalisiert wird?
Die Community Sessions geben Einblick in diesen offenen Prozess. Besucher*innen können unmittelbar erfahren, wie künstlerische Forschung mit Communities zusammenarbeitet, um Erbe neu zu verorten.
Das Projekt ist Teil von Awads künstlerisch-kuratorischer Forschung Transcultural Heritage. Curating Time-based Arts, the Werkstatt der Kulturen and the Making of the Postmigrant Nation und entsteht in Kooperation mit inherit. heritage in transformation, einem vom BMBF geförderten Käte Hamburger Kolleg an der Humboldt-Universität zu Berlin. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit stellt das Tieranatomische Theater zwei Räume für künstlerische Forschung und öffentliche Formate der Fellows zur Verfügung.
Community Sessions
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Termine: 11., 12., 13. September 2025, jeweils 14:00–18:00 Uhr
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Ort: Tieranatomisches Theater, 2. Etage
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Sprache: Deutsch und Englisch
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Barrierefreiheit: Aufzug vorhanden
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Premiere · Tasneef von Elshan Ghasimi
Am Freitag, 12. September 2025, 18:00 Uhr präsentiert die iranische Komponistin, Tar-Virtuosin und Sängerin Elshan Ghasimi im Hörsaal des Tieranatomischen Theaters die Premiere ihres Liederzyklus Tasneef.
Der Zyklus vereint klassische und zeitgenössische persische Lieder und Texte, die von der Künstlerin zu einem über Jahrhunderte reichenden Amalgam verwoben werden. Ghasimis Interpretation eröffnet ein Panorama persischer Musik und Dichtung, das durch neu komponierte Ouvertüren und Arrangements ein weiteres, drittes Leben erhält.
Konzertdetails
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Termin: Freitag, 12. September 2025, 18:00 Uhr
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Dauer: ca. 1 Stunde (pünktlicher Beginn)
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Ort: Hörsaal, Tieranatomisches Theater
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Barrierefreiheit: Die Bühne des Hörsaals ist für Rollstuhlnutzer*innen zugänglich; Aufzug vorhanden (2. Etage).
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