Roundtable Diskussion
Parrot Terristories: Rethinking More-than-Human History, Conservation, Care, and Colonial Legacies
12. Dezember 2024 18 – 20.15 Uhr
Mit
Nancy Jacobs, Brown University, Providence, USA,
Katja Kaiser, Museum für Naturkunde, Berlin,
André Krebber, Universität Kassel,
Munyaradzi Elton Sagiya, Bindura University, Simbabwe, und Humboldt-Universität zu Berlin.
Im Gespräch mitUte Hörner und Mathias Antlfinger
Moderation: Felix Sattler, TA T
Ablauf:
17 Uhr: Führung durch die Ausstellung mit den Künstler:innen Ute Hörner und Mathias Antlfinger
18 – 20:15 Uhr: Roundtable-Diskussion
Die Roundtable-Diskussion ist Teil der Ausstellung Hörner/Antlfinger: Parrot Terristories im TA T – Tieranatomisches Theater. Die Teilnahmer:innen diskutieren Schnittstellen zwischen mehr-als-menschlicher Globalgeschichte, tierlicher Handlungsmacht, Naturschutz, Care-Arbeit und kolonialen Vermächtnissen. Das Panel beleuchtet, wie Graupapageien in Freiheit Kultur schaffen – durch komplexe soziale Verhaltensweisen, kognitive Fähigkeiten und Anpassungsfähigkeit – und wie Gefangenschaft diese Prozesse stört. Diese Kommodifizierung der Papageien dient als Linse für größere geschichtliche Zusammenhänge der Ausbeutung von Ressourcen und die ethischen Herausforderungen des Naturschutzes.
Die Runde widmet sich zudem der Rolle indigenen Wissens und Praktiken für ein Umdenken im Naturschutz. Sie betont die Notwendigkeit, diese Ansätze vor dem Hintergrund der verflochtenen menschlichen und nichtmenschlichen Geschichte zu dekolonisieren. Durch die Kritik an der kolonialen Herkunft naturhistorischer Sammlungen wird aufgezeigt, wie Machtstrukturen die Ethik der Konservierung und Interpretation geprägt haben. In der Verknüpfung dieser Perspektiven beleuchtet die Runde auch visionäre Konzepte für gerechte Naturschutz- und Museumspraxis, die gemeinsame Verantwortung zwischen Spezies und Kulturen in den Mittelpunkt stellen.
Die Veranstaltung findet auf Englisch statt.
Teilnehmer:innen
Nancy Jacobs, Brown University, Providence, ist Historikerin und Autorin des Buches The Global Grey Parrot: The Worldwide History of a Charismatic African Animal. Sie beschäftigt sich intensiv mit Tieren als historische Akteure und Papageien als politische, kulturelle und weltgestaltende Wesen. Außerdem interessiert sie sich für menschliche Bemühungen, das Leben von Papageien in Gefangenschaft zu verbessern und deren Existenz in ihren heimischen Wäldern zu erhalten. https://www.mpiwg-berlin.mpg.de/research/projects/global-grey-parrot-worldwide-history-charismatic-african-animal
Katja Kaiser, Museum für Naturkunde Berlin, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt „Leitlinien zum Umgang mit naturhistorischen Sammlungen aus kolonialen Kontexten.“ Sie hat mit Ute Hörner und Mathias Antlfinger an der Arbeit One of Thirtysix zusammengearbeitet, die die Provenienz eines einzelnen Graupapageien-Exemplars aus der Sammlung des Museums nachverfolgt. https://www.museumfuernaturkunde.berlin/en/about/team/katja.kaiser
André Krebber, Gastwissenschaftler in der Kulturgeschichte und Theorie am LeipzigLab der Universität Leipzig sowie Lehrbeauftragter an der Universität Kassel. Er erforscht Wissenskulturen und deren Wechselwirkungen mit den Beziehungen zwischen Mensch und Natur, mit einem besonderen Fokus auf die Rolle nichtmenschlicher Tiere in der Bewältigung der aktuellen Umweltkrise. In seinem kommenden Buch The Forgotten Animal entwickelt er eine ästhetische Praxis des tierlichen Gedenkens, die die Anerkennung tierlicher Selbstbestimmung zur Grundlage eines nicht-ausbeuterischen Verhältnisses zur Natur macht. https://www.uni-kassel.de/fb05/fachgruppen-und-institute/geschichte/lehrgebiet/sozial-und-kulturgeschichte-human-animal-studies/dr-andre-krebber
Munyaradzi Elton Sagiya, Dozent für Kultur- und Heritage-Studien an der Bindura University, Simbabwe, sowie Research Fellow bei inherit. heritage in transformation an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seine Forschungsinteressen umfassen die Dekolonisierung von Naturschutzpraktiken, afrikanische Archäologie und Museologie. https://inherit.hu-berlin.de/fellows/munyaradzi-elton-sagiya
Ute Hörner und Mathias Antlfinger, Professor:innen für Multispecies Storytelling an der Kunsthochschule für Medien Köln, Ute Hörner und Mathias Antlfinger leben selbst seit über 20 Jahren in einem Multispezies-Haushalt mit Graupapageien zusammen. Ihre Installationen, Videos und Skulpturen handeln von Beziehungen zwischen Menschen, Tieren und Maschinen und eröffnen sowohl kritische Perspektiven auf veränderbare gesellschaftliche Konstrukte als auch utopische Visionen eines gleichberechtigten Umgangs miteinander. 2014 gründeten Hörner/Antlfinger mit den Graupapageien Clara und Karl das Interspezies-Kollektiv CMUK, das auch künstlerische Arbeiten für die aktuelle Ausstellung beisteuert.
Felix Sattler, Leiter und Kurator des TA T – Tieranatomisches Theater am Zentrum für Kulturtechnik der Humboldt-Universität zu Berlin. Seine kuratorische Strategie zielt darauf ab, Dialoge zwischen verschiedenen Gemeinschaften zu fördern. Themen seiner Projekte umfassen die Kunst- und Designgeschichte von Einzellalgen, eine Archäologie der multiplen Vergangenheit und postkoloniale Kontroversen um Museen und menschliche Überreste.